„Irgendwie fand ich das auch übertrieben, dass die Stadt Fürth Clubfans nicht durch die Innenstadt lassen will“, kommentierte Kommissarin Peters, als im Radio gemeldet wurde, dass die entsprechende Verordnung der Nachbarstadt Nürnbergs gerichtlich aufgehoben worden war.

 „Wissen Sie, was mir das ist? Wurst!“, antwortete ihr Chef. „Oder können Sie mir einen vernünftigen Grund sagen, warum ein Clubfan oder überhaupt ein normaler Mensch da hingehen soll?“

 „Um einmal einen vernünftigen Fußballverein in Franken zu sehen“, mischte sich Kommissar Klein ein. „Deshalb müssen sie ja auch so viel Rabatz machen, weil sie neidisch sind, die Clubberer.“

 „Neidisch, ha, ha! Auf was wohl? Dass ihr absteigt? – Du bist außerdem  kein normaler Mensch, sonst wärst kein Greuther-Fan“, ätzte Oberkommissar Kröber. „Bin schon gespannt, was du am Montag erzählen wirst, wenn ihr die Prügel kassiert habt, die ihr verdient.“

 „Schau mer mal!“ Michael Kleins Miene verfinsterte sich. Im Frühjahr hatte er seinen Chef noch ärgern können, indem er drei Wochen lang im Fantrikot zum Dienst gekommen war, nachdem seine „Greuther“ nach unzähligen Versuchen endlich in die 1. Bundesliga aufgestiegen waren. Nun sah es dagegen so aus, als würden sich dessen hämische Prophezeiungen erfüllen, dass die SpVgg Greuther Fürth sang- und klanglos wieder absteigen würde. Dass der große 1. FC Nürnberg kaum besser dastand, war nur ein schwacher Trost. So hörte er bei den Lästereien Kröbers meist weg, was er auch tat, als dieser ihm zum Dienstschluss „Schöne Niederlage!“, wünschte.

 

 Viel Hoffnung auf einen Sieg im Derby hatte er nicht, als er am Samstagmittag seiner Frau Sarah und seiner kleinen Tochter Lina den Abschiedskuss gab und, das grün-weiße Fantrikot unter dem Anorak, in den Bus Richtung Ronhof stieg. Am Fürther Rathaus musste er umsteigen. Vor dem Neorenaissancegebäude warteten Hunderte von Fußballfans, die meisten davon in rot-schwarz und viele mit „Anti-FÜ“ – Plakaten.  Die SpVgg würde im eigenen Stadion quasi auswärts spielen.

 In jeden Bus, der nach Norden fuhr, stiegen auch Schutzpolizisten, teils in Uniform, teils in Zivil, ein – Michael Klein kannte einige vom Sehen und erkannte sie auch so. So blieb es bis zum Stadion ruhig.

 Noch im Bus bekam der Kommissar eine SMS von seinem Freund aus Polizeischulzeiten Markus Gruber, der in der Diebstahlskommission arbeitete und nun ebenfalls in Richtung Stadion unterwegs war – allerdings vermutlich in rotem Fantrikot. Er schlug vor, sich nach dem Spiel auf ein Bier zu treffen „egal, wer feiern kann“. Klein antwortete sofort und schlug vor, sich am Nordende des Friedhofs, wohin man vom Stadion aus leicht zu Fuß gehen konnte, zu treffen und dann weiterzusehen.

 

 Das Spiel hielt bei weitem nicht, was sich die Fans, egal ob in rot-schwarz oder in grün-weiß gekleidet, versprochen hatten: Aus Fürther Sicht war der größte Aufreger schon in der 3. Minute, als Nilsson Prib im Strafraum zu Fall brachte, der Schiedsrichter allerdings keinen Elfmeter pfiff. Ansonsten gab es wenige gute Spielzüge, dafür umso mehr Fouls zu sehen. In der ersten Halbzeit flog Nürnbergs Feulner mit rot, in der zweiten Fürths Sararer mit gelb-rot vom Platz. Zu zehnt spielten vor allem die Gastgeber auf Ergebnissicherung, nachdem Asamoah die beste Chance allein vor Nürnbergs Torhüter Schäfer vergeben hatte.

 Während es auf dem Rasen Fußball zum Abgewöhnen gab, heizten sich die Ultras auf den Rängen gegenseitig ein:  „Alle Blumen blühen, alle Blumen blühen, nur das Fürther Kleeblatt nicht!“, erklang es aus dem Gästeblock, worauf die Anhänger des „Kleeblatts“ mit „Tod und Hass dem FCN!“ konterten. Michael Klein fürchtete, dass gewalttätige Fans beider Mannschaften ihren Frust über das miserable Spiel anschließend aneinander auslassen würden. Er war froh, sich seinerzeit für die Kripo entschieden zu haben: Die Kollegen von der Schutzpolizei waren nicht zu beneiden, zumal es anders als in Nürnberg nicht möglich war, die Anhänger getrennt voneinander zu den öffentlichen Verkehrsmitteln zu leiten.

 

 Er hatte sich nicht getäuscht: Während er vom Stadion, das er unmittelbar nach dem leistungs-(oder nichtleistungs-) gerechtem 0:0 verlassen hatte, zum vereinbarten Treffpunkt ging, pöbelten sich Fangruppen pausenlos gegenseitig an und in Straßennähe war bereits eine Schlägerei im Gange. Der Polizist überlegte noch, ob er sich zurückhalten oder ob er versuchen sollte, zumindest weitere Rauflustige abzudrängen, als andere Anhänger der Greuther sich an ihm vorbei und gerade auf die Traube zuschoben. Er breitete seine Arme aus: „Lasst doch den Scheiß! Bringt doch nix!“

 „Maulhalten oder du kriegst eins rüber!“, bellte ihn ein Halbwüchsiger an. Michael Klein baute sich vor ihm auf: „Das würde ich an deiner Stelle lassen!“

Der Junge war deutlich kleiner und schmächtiger als er, doch wollte er offenbar vor seinen Kumpels angeben. Er versuchte, dem Polizisten in die Weichteile zu treten, doch dieser wich zur Seite und verdrehte dem Gegner die Arme.

 Das beeindruckte diesen und einige andere, die daraufhin brav von der Schlägerei weggingen. Auch einige Clubfans konnte er zurückhalten.

 

 Bis Ordner und Schutzpolizei die Streithähne getrennt hatten, vergingen knapp zehn Minuten. Zwei junge Männer, ein schwarzhaariger im Fürther und ein dunkelblonder im Nürnberger Fantrikot blieben auf der Straße liegen. Schutzpolizisten leisteten erste Hilfe, während ein Kollege die Sanitäter anrief.

 Einer der Ordnungshüter schüttelte den Kopf: „Jetzt greifen die sich schon mit Messern an. Hast du das schon erlebt, Herbert?“

 „Eigentlich nicht, aber mich wundert nichts mehr. Da sind ein paar Volltrottel in den Fanclubs und die reißen die anderen mit.“

 Michael Klein stellte sich daneben: „Kann ich helfen?“

 „Nö. Gehen Sie bitte! Glotzen ist nicht!“

 Er zog seinen Dienstausweis aus der Tasche: „Könnte sein, dass wir noch miteinander zu tun kriegen, deshalb. Klein, Morddezernat.“

 „Oh, Entschuldigung, natürlich. – Die beiden sind mit Messern aufeinander losgegangen. Die anderen scheint es nicht so schlimm erwischt zu haben. Die Kollegen sind grade dabei, sich alle anzuhören.“

Das Gespräch wurde durch die Sirene des Sanitätsautos unterbrochen, das sich den Weg durch die Mengen bahnte. Klein ließ die Sanitäter ihre Arbeit machen und ging auf die Schutzpolizisten zu, die Personalien anderer Beteiligter feststellten. Auch ihnen stellte er sich vor.

 „Da werdet ihr noch eure Freude damit haben, falls es nicht glimpflich ausgeht mit den beiden“, brummte der Kommandant. „Vier verschiedene Versionen haben wir bis jetzt, wie es losgegangen sein soll.“

 „Hauptsache, die Ausweise sind echt. Den Rest klären wir mit den Jungs ab.“

 

 Markus Gruber wartete an der Nordostecke des Friedhofs. „Sag bloß, Michl, du bist auch in die Schlägerei reingeraten?!“

 „So was in der Art. Hab ein paar Typen versucht zurückzuhalten und mich auch gleich bei den Kollegen erkundigt. Zwei Schwerverletzte, also demnächst krieg ich was damit zu tun, schätz ich.“

 „Was mich bloß wundert: Die Fanclubs, die sonst immer dabei sind, wenn’s wo Randale gibt, waren diesmal ruhig – zumindest die unseren. Wie schaut’s bei euren aus?“

 Michael Klein überlegte: „Bei uns hat eigentlich kein Fanclub so einen schlechten Ruf wie bei euch meinetwegen die Seedrachen oder so. Aber stimmt, ich hab keins von den bekannten Gesichtern gesehen – aber die Kollegen von der Schupo wissen sowas besser.“

 „Die Seedrachen und die AntiFÜtistischen Zellen waren jedenfalls ruhig, beziehungsweise, die haben schon von vornherein ihre Begleitung gekriegt.“

 „Schauen wir mal. Vielleicht war es ja halb so schlimm. Auf jeden Fall brauch ich jetzt ein Bier. Ich kenn in Poppenreuth ne ganz gute Kneipe, gar nicht so weit von hier.“

 

 Sie gingen gemeinsam dorthin, tranken und waren sich im Grunde einig, dass das Spiel sein Geld nicht wert war. Gegen sieben Uhr verließen sie die Kneipe und fuhren per Bus nach Hause.

 Sarah Klein atmete sichtlich auf, als sie ihren Mann wohlbehalten heimkommen sah. „Hab schon befürchtet, dass dir was passiert ist, wie sie im Radio von der Massenschlägerei erzählt haben. Gott sei Dank ist alles in Ordnung!“

 „Weißt doch, Schatz, die Chaoten suchen sich gegenseitig“, sagte er, während er seine Frau küsste. Ich hab schon was mitgekriegt, aber passiert ist mir nichts.“

 „Aber du musst die Leute finden, die den Mann totgemacht haben, oder, Papa?“, mischte Lina sich ein.

 „Was sagst du da?“ Er nahm seine Tochter in die Arme und küsste sie. „Das kann doch nicht sein.“

 „Das haben sie im Radio gesagt, Papa.“

 „Stimmt“, bestätigte die Mutter.

 „Die sagen viel Unsinn im Radio, Schneckerle!“, versuchte er sie zu trösten, war aber selbst nicht überzeugt.

 Später meldeten die Lokalsender nochmals,  einer der Hooligans sei an seinen Verletzungen gestorben und ein weiterer schwer verletzt.

 

 Folgerichtig klingelte am Sonntagvormittag das Telefon im Hause Klein. Der Anrufer war Michael Kleins Vorgesetzter Hans Kröber, seit Kurzem Hauptkommissar.

 „Sag, Michl, du warst doch gestern auch beim Spiel in der Westvorstadt, oder? Hast du gesehen, wie es zu der Schlägerei gekommen ist?“

 Klein berichtete seinem Chef, was er gesehen und von der Schutzpolizei gehört hatte. Kröber fasste den Bericht, den er von der Schutzpolizei erhalten hatte, kurz zusammen: „Ein Toter, Clubfan, ein Schwerverletzter, Fan vom anderen Verein. Beide haben offenbar Messerstiche abgekriegt, Genaueres gibt’s heute Abend. Die Kollegen haben auch ein Messer dort gefunden. Wem es gehört hat, wissen wir nicht. Einer der Zeugen sagt, der Fürther hat angegriffen; keine Ahnung ob’s stimmt. Die Familien rufen wir an und du kriegst heute Nachmittag die Mail.“

 Klein schnaubte. Eigentlich hatte er keine Lust, sich am Sonntagnachmittag mit dienstlichen Angelegenheiten zu befassen, aber er wusste, dass der Chef über solche Dinge nicht mit sich reden ließ.

 

 Zunächst allerdings ging er mit seiner Tochter Lina und deren bester Freundin Vanessa zum Spielplatz. Sarah wollte sich mit Bekannten treffen, sodass Lina an diesem Nachmittag vom Vater beaufsichtigt wurde.

 Inzwischen kannten ihn die meisten Kinder, mit denen Lina spielte, sodass Fragen wie ‚Warum hast du keine Polizeimütze auf?‘ oder ‚Wie viele Räuber hast du schon erwischt?‘ ausblieben. Er beaufsichtigte die Kleinen am Klettergerüst, schob die Schaukel an und spielte das Pferd für Lina.

 

 

 Hauptkommissar Kröber war froh, dass bereits die Schutzpolizei die Eltern und Geschwister der beiden jungen Männer informiert hatte. So konnte er sich die Rolle des Unheilverkünders sparen und sich stattdessen um die Akten kümmern. Der Tote hieß Sebastian Lämmermann, 19 Jahre alt, Straßenbauarbeiter und lebte in Nürnberg – St. Peter. Der Verletzte hieß Cenk Bayraktar, Heizungsmonteur, 20 Jahre alt und lebte in Fürth – Süd. Beide jungen Männer wohnten noch bei den Eltern beziehungsweise Sebastian Lämmermann bei der Mutter. Laut Computer war keiner von beiden vorbestraft gewesen. Auch die Fanclubs, denen die beiden angehörten, der „Peterlesclub“ und die „Greuderbum“ waren bisher nicht auffällig gewesen.

 

 Gegen 17 Uhr rief Polizeiarzt Dr. Stiegler an: „Also: Der Lämmermann ist an Messerstichen gestorben und auch der Bayraktar oder wie er heißt hat Messerstiche abgekriegt – und zwar beide mit dem gleichen Messer, wie es aussieht. Sie haben beide auch Schlag- und Trittspuren am Körper, also es hat ein längerer Kampf stattgefunden.“

 „Ist der Bayradingsbums ansprechbar?“

 „Im Krankenhaus sagen sie: Frühestens Ende der Woche.“

 

 Im Bericht der Schutzpolizei hieß es, dass ein Messer beschlagnahmt worden sei. Fingerabdrücke von beiden Männern seien daran gefunden worden. Die befragten Mitglieder der jeweiligen Fanclubs sagten aus, keiner der beiden Männer sei je mit Messer gesehen worden.

 

 Noch am Sonntag kam eine Frau aufs Präsidium, die sich als Mutter Sebastian Lämmermanns auswies. Sie war verständlicherweise verheult und konnte wenig Genaues über die Fanclubaktivitäten ihres Sohnes sagen. „A Boor vo seine Kumbel vom Fanclub kenn ich, aber ned viel. Der Jonas Presser war dabei, den had der Basdi vo der Berufsschul her kennd. Und a anderer hassd Lutz, an Noochnooma wass i ned.“

 

 Cenk Bayraktars Eltern, die Kröber anschließend anrief, sprachen nur schlecht Deutsch, sodass dessen Schwester Ayla das Telefon übernahm und mit der Kripo vereinbarte, dass ihr Vater mit ihr gemeinsam am nächsten Tag nach der Schule aufs Präsidium kommen wollte.

 Am Sonntag selbst konnte der Hauptkommissar nur noch feststellen, dass beide Männer seit Jahren Kampfsport betrieben und die Schupo eine lange Zeugenliste zusammengestellt hatte. Einige der Zeugen, darunter Jonas Presser, der auch ausgesagt hatte, Cenk Bayraktar habe Sebastian angegriffen (wörtlich: ‚Der Kanake ist auf den Basti zugerannt mit seinem Messer‘).

 

 Als Jonas Presser am Montag aufs Präsidium kam, sprach Kröber ihn auf seine Aussage gegenüber der Schutzpolizei an.

 „Sorry für den Kanaken, ist mir rausgerutscht; ich hab nix gegen Türken, ehrlich. In unserem Fanclub sind auch welche und ein echt guter Kumpel von meiner Arbeit her ist Türke, kann ich nix dagegen sagen, aber der hat echt angegriffen, mit dem Messer direkt auf den Basti zu. So was hab ich noch ned erlebt, also echt.“

 „Sie bleiben also dabei, dass er Herrn Lämmermann direkt angegriffen hat?!“

 „Ja, Herr Kommissar. Ich lüg doch ned die Polizei an.“

 „Und Sie haben den Mann nie vorher gesehen?“

 „Nö, wieso?“

 „Oder können Sie sich vorstellen, was er gegen Ihren Freund gehabt haben könnte?“

 „Nö. Der Basti hat auch ned laut Anti-Fürther-Lieder gesungen oder so. – Also, wenn Sie meinen, ned, der Basti hat den vielleicht gekannt: Keinen Tau, kann sein. Der Basti ist, also war, mein bester Freund aber das heißt ned, dass mer 24 Stunden am Tag beinander sind.“

 

 Abgesehen von Jonas Presser konnte kein Zeuge aussagen, wie die Schlägerei begonnen hatte, Lutz Zeidler und dessen Freundin Jessica Winkler aus Sebastians Fanclub ebenso wenig wie Cenks Fanclubkollege Oliver Bergmeier. Der wies den Verdacht gegen Cenk empört von sich: „Ich kenn echt viele Typen, denen wo ich des zutrauen däd, aber dem Cenk ned. Klar, wir wissen alle, der macht seit ewig Taekwondo, also wenn der einen z`sammschlagen will, dann schafft der des locker, aber er hat noch nie es Schlägern angefangen – ned amol wenn ihn andere blöd angredet hab’n.“

 „Aber was los war, wissen Sie auch nicht?“

 „Ich hab mich mit dem Tim, auch aus unserem Fanclub, unterhalten, dann hat ein Mädle gefragt ob ich Feuer hab, ich such also mein Feuerzeug, geb ihr welches und wie ich wieder zurückschau, sind mindestens fünf Cluberer am Schlägern mit dem Cenk und dem Sven und dem Frank. Klar, dass ich da meinen Kumpels helf.“

 

 Am Nachmittag erschienen Cenks Vater und Schwester auf dem Präsidium, die den Sohn und Bruder gegen die Vorwürfe in Schutz nahmen, über seine Freunde allerdings wenig Näheres wussten.

Während Hauptkommissar Kröber mit ihnen sprach, telefonierte Kommissarin Peters mit Sebastian Lämmermanns Arbeitsstelle sowie mit dem Kampfsportverein, in dem er Mitglied gewesen war. Dort erhielt sie die Information, dass ein gewisser Gökhan Karaaslan mit dem Toten enger befreundet gewesen und dass seit Kurzem auch Sebastians Freundin, über die der Trainer aber außer dem Namen wenig wusste, mit Kickboxen angefangen habe.

Gökhan Karaaslan war noch am gleichen Tag zu erreichen. Auch er gehörte dem Petersclub an, stritt aber ab, mit dem Opfer enger befreundet gewesen zu sein: „Ja, früher haben wir öfter was miteinander gemacht, also der Basti und ich, aber in letzter Zeit haben wir irgendwie nicht mehr so gut miteinander gekonnt wie früher, vor allem, seit er seine komische Freundin gehabt hat.“

 „Warum komisch?“, wollte Kommissarin Peters wissen.

 „Na ja, hat halt mit keinem von uns geredet. Ich mein, klar ist der Basti ihr Freund und nicht sonst wer, aber sie hat gar nicht den Mund aufgekriegt; der Basti hat auch wenig über sie gesagt. Michi hat sie geheißen, das ist alles, was ich weiß – ach ja, ich müsste ein Foto von den beiden haben.“ Er suchte auf seinem Smartphone und fand tatsächlich eines.

 

 Frau Lämmermann wusste ebenfalls nur, dass ihr Sohn eine feste Freundin gehabt hatte, allerdings nicht, wie sie hieß. Sie bat außerdem um die Freigabe der Leiche.

 „Was meinst du, Chef?“, fragte Michael Klein, nachdem er das Telefongespräch beendet hatte.

 „Der Stiegler scheint sich sicher zu sein. Ich tät sagen, wir warten noch den offiziellen Bericht ab, aber wenn da nichts neues drinsteht, gibt’s keinen Grund, warum nicht: Dass er an den Messerstichen gestorben ist, steht ja fest, und wie es dazu gekommen ist, sehen wir nicht an der Leiche.“

 Im Bericht des Gerichtsmediziners stand nichts anderes als er mündlich mitgeteilt hatte, sodass schon am Dienstag die Leiche freigegeben wurde. Am folgenden Freitag fand die Beerdigung auf dem Petersfriedhof statt. Kommissar Michael Klein hatte den Auftrag, nach der Polizei unbekannten Gesichtern, vor allem aber nach einer Frau, die der Michaela auf Gökhan Karaaslans Foto ähnlich sah, zu schauen. Es waren einige Verwandte, einige Kollegen und fast der gesamte Fanclub erschienen; ein junger Mann stand abseits und ging als erster nach der offiziellen Zeremonie, doch eine Frau im Alter des Toten, die auch nur entfernt wie die auf dem Foto aussah, war nicht zugegen.


 Am Tag danach rief allerdings der Besitzer einer Gärtnerei in der Nähe bei der Polizei an.

 

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