„Sie wurden von Ihren Schulen delegiert, weil Sie nicht nur hervorragende Leistungen erbracht haben, sondern auch reife Persönlichkeiten im Sinne der sozialistischen Gesellschaft sind. Machen Sie sich stets klar, dass diese Auszeichnung eine enorme Verantwortung bedeutet. Sie genießen das Privileg, die Erweiterte Oberschule zu besuchen und später zu studieren, nicht, um eine selbstherrliche Elite wie im Kapitalismus zu werden, sondern um dem Wohle der Arbeiterklasse unserer Deutschen Demokratischen Republik zu dienen.“

Der Direktor machte eine Sprechpause, in der verhaltener Applaus folgte. Das blonde Mädchen, das direkt neben dem Podium stand, klatschte mit und klemmte währenddessen ihren Block zwischen die Oberschenkel. Während der Direktor weitersprach, rieb sie nervös ihre Hände gegeneinander. Sie stimmte dem Gesagten zu und war sich ihrer Verantwortung für die sozialistische Gesellschaft durchaus bewusst, doch ihre anfangs stramme Haltung hatte während der Rede des Direktors nachgelassen, ihre blaue FDJ-Bluse war nassgeschwitzt und sie ertappte sich dabei, die „Auszeichnung für gutes Wissen“ als Spielzeug zu missbrauchen.

Spät am Vorabend hatte sie erfahren, dass sie nach dem Direktor selbst die Bühne würde betreten müssen: Tim Eichholz, der Sekretär der Schulorganisation, war krank geworden und hatte auch keine Rede vorbereitet, was ihm eigentlich nicht ähnlich sah: Jennifer kannte ihn von gemeinsamen Veranstaltungen der EOS mit den POS en im Umkreis und wusste, dass er ein ausgezeichneter und gewissenhafter Organisator, wenn auch nur ein mittelmäßiger Redner war. Sie, die auf der Mitgliederversammlung der künftigen 11 A bereits im Ferienlager zur Gruppenleiterin gewählt worden war, hatte nun Tim zu vertreten und mitten in der Nacht noch eine Rede aufgesetzt.

 

 Direktor Kraft hatte geendet und das Schulorchester intonierte „Sag mir, wo du stehst!“ und „Bau auf!“

Nach den Liedern trat der Direktor nochmals vor: „Wir hören nun ein Grußwort der Ortsorganisation der Freien Deutschen Jugend. Anstatt des Leiters der Ortsorganisation, Jugendfreund Tim Eichholz, der leider aus gesundheitlichen Gründen verhindert ist, wird die künftige Gruppenleiterin für die Klasse 11 A, Jugendfreundin Jennifer Sattmann, zu uns sprechen.“

Jennifer merkte gar nicht richtig, wie er ihren Namen ausgesprochen hatte. Ihr Herz klopfte, als sie ans Mikrofon trat.

„Verehrte Lehrerinnen und Lehrer, liebe Mitschülerinnen und Mitschüler!

Zuerst dir, lieber Tim, von hier aus die besten Wünsche!

Heute erinnern wir uns an den Ausbruch des Imperialistischen Krieges, wie Sie, Herr Kraft, nochmals wiederholt haben. Es ist auch unsere Verantwortung als künftige, so abgedroschen das Wort klingt, geistige Elite unseres Volkes, stets gegen Faschismus und Militarismus, für Sozialismus und Frieden einzustehen.

Vor uns liegt ein Schuljahr, das für uns viele Veränderungen bringen wird, für uns, die Jahrgangsstufe 11, das Einleben an einer neuen Schule, auch wenn viele von uns sich bereits von Ferienlagern und Freizeiten kennen, für die Jahrgangsstufe 12 das Jahr, in dem ihr das Abitur ablegt und ein Studienfach wählt.

Wie unser Direktor gesagt hat, ist es unsere wichtigste Aufgabe, an der Weiterentwicklung unserer sozialistischen Gesellschaft mitzubauen. Viele haben schon, als sie noch an der Polytechnischen Oberschule waren, an der Messe der Meister von Morgen teilgenommen und waren dort erfolgreich, eine Leistung, worauf ihr stolz sein könnt. Viele haben sich als Betreuer von Pionierlagern engagiert. Es gibt verschiedene Begabungen, nicht jeder kann Spitzensportler, nicht jeder Wissenschaftler und auch nicht jeder Offizier sein, doch was wir tun, soll in jedem Fall der Gesellschaft nützen, jeder mit seinen Fähigkeiten.

Liebe Jugendfreunde, denkt aber auch an eines: Die Welt bleibt nicht stehen und der Kommunismus ist noch nicht erreicht. Wir können aber nur fortschreiten, wenn wir für diesen Fortschritt eintreten. Auch die Schule im Sozialismus, auch unsere Freie Deutsche Jugend, lebt von ehrlicher Diskussion. Habt keine Angst, Dinge anzusprechen, die noch besser werden müssen! Meldet euch in den Mitgliederversammlungen, bringt eigene Vorschläge ein! Der sozialistische und demokratische Staat braucht kreative Köpfe ebenso wie hervorragende Naturwissenschaftler, Techniker, Sportler und Erzieher. Der Sozialismus ist unbesiegbar, wenn er Kritik und Selbstkritik nicht fürchtet; das ist allerdings eine Bedingung dafür. 

Ich wünsche uns allen ein Schuljahr, in dem wir neue Freundschaften schließen und gemeinsam die sozialistische Gesellschaft mit weiterbauen können.

Für Frieden und Sozialismus: Freundschaft!“

 

„Ich danke Ihnen!“ sagte der Direktor knapp. „Und Sie alle ermahne ich nochmals: Nehmen Sie sich die Worte der Jugendfreundin zu Herzen!“

Jennifer war in Begriff, die Bühne zu verlassen und zu ihren Freundinnen zu gehen, als sie die Stimme des Direktors nochmals halblaut hörte:

„Ja, Herr Kraft?“

„Kommen Sie bitte nach der Veranstaltung mit in mein Büro!“

Er verzog keine Miene, doch sie hatte etwas Angst. An der POS war, wenn jemand zum Direktor gerufen wurde, der Grund meist, dass man etwas angestellt hatte. Letztes Jahr, als sie Ortsorganisationsleiterin war, hatte sie freilich häufiger dort gesessen, doch hier an der EOS war sie ja zunächst einmal neu.

 

Sie ging zunächst zu ihrer Clique. „Ich muss noch zum Direktor. Wartet ihr solang?“

„Entweder, du machst jetzt Karriere oder du fliegst“, kommentierte Sven, Monas Verehrer, spöttisch.

„Ich hoff mal, keines von beiden. Wartet ihr solang auf mich? Ich schätz, in einer halben Stunde bin ich wieder da.“

„Klar. Alles Gute!“, wünschte ihr Karola. „Übrigens ne gute Rede, dafür, dass du sie nicht richtig vorbereiten konntest!“

„Danke!“ Jennifer war nicht völlig zufrieden und noch weniger sicher, ob ihre Anliegen wirklich angekommen waren. Sie zog einmal an Karolas Zigarette und ging dann ins Gebäude.

 

Direktor Kraft erwartete sie bereits in seinem Büro. Auf seinem  Schreibtisch lag Jennifers Akte.

„Bitte! Setzen Sie sich, Jugendfreundin! – Nun, können Sie sich vorstellen, warum ich Sie hergebeten habe?“

Sie schüttelte den Kopf.

„Ihre Zeugnisse sind ausgezeichnet und Ihre Leistungen für die Gesellschaft ebenfalls!“

„Danke!“

„Sie würden sich sicher sehr gut als Ortsorganisationsleiterin eignen, vielleicht sogar als höhere Funktionsträgerin.“

„Nochmals danke, aber nun ist ja Tim für das nächste Schuljahr gewählt.“

„Ja, schon, aber offenbar…  Wissen Sie, dass Sie den Genossen Stalin zitiert haben, bei Ihrem Hinweis auf Kritik und Selbstkritik? Nur sprach der von der Partei, nicht vom Sozialismus.“

„Es tut mir leid, ich war mir nicht mehr sicher, von wem die Aussage stammt, aber ich halte sie für wichtig.“

„Dabei sind Sie ja nicht in der schlechtesten Gesellschaft. Übrigens hat auch der derzeitige Generalsekretär der Kommunistischen Partei der Sowjetunion, unser lieber Genosse Gorbatschow, etwas Ähnliches gesagt.  –  Eine andere Frage: Warum haben Sie in Ihrer Rede auf die Messe der Meister von Morgen abgehoben?“

„Wir hatten einige Preisträger an meiner alten Schule und noch mehr kamen von anderen Schulen der Umgebung. Wenn wir so viele gute Sportler oder Sänger in der Region hätten, hätte ich das betont.“

„Ist Ihnen bekannt, dass eine der in diesem Kreis eingereichten Arbeiten vermutlich von antisozialistischen Kräften gesteuert wurde?“

„Nein, Herr Kraft. Ich bin leider nicht besonders gut in Naturwissenschaften und kann daher die Arbeiten nicht im Einzelnen beurteilen.“

„Gut, der fragliche Kandidat war auch nicht an Ihrer POS. Wissen Sie zudem, dass es hier an der Schule eine erhebliche Zahl von feindlichen Elementen gab und vermutlich noch gibt?“

„Ich habe manches gehört, weiß aber nicht, ob es stimmt.“

„Sie wissen, was ich von Ihnen erwarte?!“

„Ich werde versuchen, die anderen zu überzeugen – und der Sozialismus kann überzeugen und wird sich durchsetzen, weil er wahr ist.“

„Wenn das nur so einfach wäre. Der Feind schleust des Öfteren Agenten ein. – Nun gut, tun Sie auf jeden Fall, was Sie den anderen empfohlen haben! Für Frieden und Sozialismus!“

„Freundschaft!“ Beide standen auf und reckten die Fäuste, statt einander die Hände zu geben.

 

Jennifer ging hinunter zum Stellplatz für Fahr- und Motorräder, wo Karola, Mona, Sven, Sonja und Dirk tatsächlich noch warteten.

„Und? Müssen wir jetzt ‚Genossin Vorsitzende‘ sagen?“, fragte Sven.

„Spotte nicht, Jugendfreund!“ Jennifer hockte sich auf den Sitz ihrer ‚Schwalbe‘. „Er hat was gesagt, von wegen, eine Arbeit für die Messe der Meister von Morgen sei von Agenten finanziert gewesen.“

„Kann schon sein“, antwortete Dirk.

„Was soll das heißen?“

„Dass ich dem Westen alles zutraue.“

„Glaub ich dir nicht wirklich.“

„Nehmen wir an, ich wüsste mehr darüber: Dann wär es nicht sinnvoll, darüber zu reden.“

„Weißt du, was mich nervt? Solche Andeutungen. Ich meine, entweder hat da wirklich der Westen die Finger im Spiel oder es wird hier jemandem was unterstellt. – Hör zu, Dirk, auch wenn du dir das nicht vorstellen kannst: Was ich vorhin in der Rede gesagt habe, meine ich verdammt ernst: Wir können uns nur weiterentwickeln, wenn wir offen über Dinge reden, die nicht funktionieren.“

„Soso, Jenny, du glaubst die Geschichte also auch nicht?!“

„Zunächst einmal weiß ich nicht, worum es ging und von wem die Arbeit stammt. Ich weiß nur, dass es Sabotage gibt, dass es aber auch Leute gibt, die hinter jeder Kritik sofort Sabotage sehen.“

„Dann weißt du mehr als …“, setzte  Mona an, doch Sven drückte ihr mit Gewalt den Mund zu.

„Wer?“

„Kraft.“

Jennifer merkte, dass eine höhere Charge als der Direktor gemeint sein musste, doch erkannte sie auch, dass es keinen Zweck hatte, weiter zu fragen. Sie fluchte innerlich: Wie sollte sie ihrer Aufgabe als FDJ-Funktionärin gerecht werden, wenn sie nicht einmal mit ihren Freunden ernsthafte Gespräche über Dinge, die nicht liefen, wie sie sollten, führen konnte?

„Eine Kippe noch und dann heim, einverstanden?“

Sie sprachen, während sie rauchten, nicht weiter über den Vorfall. Als Karola erzählte, sie habe gehört, in Halle gebe es in den nächsten Tagen neue Jeans, war das für alle interessanter. Sie beschlossen, Ende der Woche hinzufahren und zu hoffen, dass es sie wirklich in der passenden Größe gab.

Jennifer schämte sich bei solchen Debatten, zu den Privilegierten zu gehören: Ihr Onkel hatte Westkontakte und brachte oft Geschenke mit und auch ihr Vater als leitender Ingenieur kam an Dinge, die für Normalbürger nicht zugänglich waren. Sicher, es konnte Versorgungsprobleme geben, aber ihrem Verständnis von Gerechtigkeit entsprach es nicht, dass manche Leute, so wie sie, Westjeans tragen konnten und die anderen froh sein mussten, wenn sie solche aus dem sozialistischen Wirtschaftsgebiet fanden.

 

Sie verabschiedeten sich voneinander und Karola setzte sich hinter Jennifer auf die ‚Schwalbe‘, wie schon am Morgen. Diese musste sich zwingen, sich während der Fahrt auf den Verkehr zu konzentrieren. Sie wusste, wer an ihrer eigenen POS an der Messe der Meister von Morgen teilgenommen hatte und sie wusste es auch mehr oder weniger von zwei anderen.

Sie setzte Karola zu Hause ab und entschied sich anschließend, nochmals zu tanken, als sie sah, dass an der Tankstelle die Zapfsäule geöffnet war. Den letzten Benzinmangel im Sommer hatte sie nur zu gut in Erinnerung. Geduldig stellte sie sich an. Anschließend fuhr sie nach Hause.

 

Ihr Bruder Maik kam gleichzeitig mit ihr heim. Auch er trug das FDJ-Hemd, wenn er auch noch keine besonderen Auszeichnungen vorzuweisen hatte.

Sie kochte Tee und setzte sich gemeinsam mit Maik in die Küche. Die Geschwister fragten einander, wie der Tag verlaufen war.

„Hab es, glaube ich, ganz gut erwischt mit den Lehrern“, meinte Maik. „Und die AGs, die mich interessieren, liegen ganz günstig, wenn sich nichts mehr ändert.“

„Weißt du schon, was du machen willst?“

„Elektrotechnik vermutlich, ja, und natürlich Handball. Und du bleibst sicher beim Schießen?!“

„Klar. Außerdem will ich noch ne Sprache lernen, Tschechisch oder Polnisch. – Sag mal, Maik, du hast doch auch bei der Messe der Meister von Morgen mitgemacht. Unser Direx sagt, eine Arbeit ist dort – sabotiert worden.“

„Hab ich was gehört, ja.“

„Was?“

„Jenny, schwör mir, dass du das, was ich jetzt sage, niemandem weitersagst!“

„Klar, versprochen.“

„Also: Ich hab von Herbert gehört, dass jemand aus Merseburg sich Gedanken über eine Verbesserung des Klärsystems bei Chemiewerken gemacht und Ärger gekriegt hat.“

„Was? Du spinnst! So was gehört prämiert und nicht bestraft.“

„Leise, verdammt!“ Er flüsterte nun. „Papa sagt selbst, dass die Abgas- und Abwasserwerte, die Leuna und Buna offiziell rausbringen, nicht stimmen.“

„Wie? Zu mir hat er gesagt, die Behauptung wäre eine Lüge.“

„Schau dir deine Bluse an: voll behängt. Du triffst sicher bald wieder Kader.“

„Na und? Wenn wir was ändern wollen, dann nur mit den entsprechenden Leuten.“

„Das sieht er eben anders. Es hat schon einige erwischt, die so etwas weitererzählt haben.“

„Ich kann mir schon vorstellen, dass was dran ist – wenn ich bloß denk, dass ich an der Ostsee über drei Stunden mit dem Fahrrad gefahren bin und keine Probleme hatte und hier krieg ich spätestens nach einer Stunde Seitenstechen.“

„Und hier würd ich auch nicht in der Saale oder der Elster baden – und ich kenne auch niemanden, der das tut.“

„Aber die Genossen werden sich doch Gedanken machen, wie sie das ändern können? Klar, wir sind Bergbau- und Industrieregion, bei uns wird die Umwelt nie wie im Bezirk Rostock sein.“

„Tja, aber wenn die Genossen wirklich vorhätten, was zu tun, dann würden sie Leute, die darüber reden, anders behandeln.“

„Kannst Recht haben. Das ist gerade das Problem und das darf nicht sein.“

„Tja, Jenny, und was willst du dagegen tun?“

„Ich allein nichts, aber wenn es genügend Leute gibt, dann schon. Niemand kann allen den Mund verbieten. ‚Das Land, es lebt, es lebe hoch, wenn Arbeiter sich trau’n‘ – aber es trauen sich zu wenige.“

Maik verdrehte die Augen, als sie das Lied zitierte. Er hasste den „Oktoberklub“ und bevorzugte Punkmusik, ob von den Puhdys oder aus dem Westen. Dagegen hatte Jennifer durchaus auch nichts und sie besaß auch entsprechende Platten und Kassetten, doch die Musik der Singebewegung gefiel ihr ebenfalls, und nicht nur aus ideologischen Gründen.

 

 

„Wie ist der neue Direx?“

„Wie wir befürchtet haben. Der hat gleich am ersten Tag die FDJ-Tante, die auch ne Rede gehalten hat, reinbestellt und hat ihr das mit Andi gesagt und dass es ‚systemfeindliche Kräfte‘ gibt.

„Woher weißt du das?“

„Sie selber hat es Freunden von ihr erzählt und ich weiß es von einem davon. Und sie ist genau so ne 150-prozentige wie der Direx. Und ich fürchte, sie wird bald Schulvorsitzende. Mit Tim hätten wir leben können, aber den wird sich bald die Firma angucken.“

„Das wäre schlimm für ihn, aber vielleicht nicht einmal das Schlimmste für euch, Klaus.“

„Wie meinen Sie das?“

„Ganz einfach: Von einer 150-Prozentigen erwartet niemand etwas anderes als 150-Prozentiges. Wenn du sie wirklich richtig einschätzt, wird ihr niemand freiwillig etwas sagen, was die Parteibonzen nicht wissen dürfen und kann sie auch nicht die IM machen – übrigens auch keine Freunde von ihr. Viel gefährlicher sind die Kader, die freundlich aussehen, vergesst das nicht!“

„Klar, Herr Pfarrer.“

„Ihr wisst, wer normalerweise auf eine EOS zugelassen wird, oder? Du, Manuel, warst die absolute Ausnahme und vielleicht auch der Grund, warum euer früherer  Direktor versetzt wurde. Und du, Verena, und du, Klaus, ihr müsst vorsichtig sein. Ihr kennt hier am besten niemanden und auch euch untereinander nicht näher. Wenn die Stasi jemanden von euch am Schlawittchen hat, dann kann es bereits zu spät sein – und darüber, was uns allen blühen kann, wenn sie hier einen IM einschleusen, brauchen wir nicht zu reden, oder?“

„Wisst ihr, was mit Andi passiert ist?“, fragte Verena, das Mädchen, das neben Klaus saß und bisher geschwiegen hatte.

„Soviel ich weiß, Ausbildung mit Abitur. Hätte ihn schlimmer treffen können meiner Meinung nach“, antwortete Jonas, ein rothaariger, hochaufgeschossener Bursche.

„Aber was er gesagt hat, ist wahr. Und daran wird dieser Staat noch krepieren und wir alle wahrscheinlich mit!“, fiel Klaus ein.

Der Pfarrer legte den Finger auf den Mund. „Wahr ist für euch draußen, was die Partei für wahr erklärt. Und auch hier müsst ihr aufpassen.

 

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