„Woher kommt Ihr?“

 „Aus Stein.“ – „Aus Schwabach.“ – „Aus Roßtal.“

Keiner der Reiter, die der Torwächter nach Namen und Begehr fragte, stammte aus einem Ort, der mehr als eine Tagesreise entfernt von Nürnberg gelegen wäre. Auch führte kaum einer ein Wappen. Es mochten Meier von Rittern oder Gutsherren sein, die in der Stadt Geschäfte machen wollten, vielleicht auch nur reichgewordene Bauern.

Wieder einmal waren die beiden Mädchen längere Zeit am Tor gestanden. Die Mehrzahl der Wächter kannte die Gesichter bereits. „Keine Nachricht vom Imhoffzug, Jungfer Grete!“, informierte sie der eine, der mit Vornamen Matthias hieß, noch ehe sie ihn gefragt hatte. „Und auch kein heimkehrender Geselle, der aussieht wie Euer Bruder.“

„Wenn ihnen nur nichts passiert ist!“, stöhnte Grete, während sie aus dem Stadttor trat. „Sie sollten längst wieder in Nürnberg sein.“

„Venedig ist weit. Ein paar Tage kann solch eine Reise wohl länger dauern“,  stellte das andere Mädchen fest.

„Das weiß ich, Käthe. Aber Sorgen hab ich dennoch.“

„Wer hat die nicht? Aber bedenk, Grete: Wenn dem Imhoffzug etwas zugestoßen sein sollte, wird solches gewiss nach Nürnberg gemeldet. Viel eher kann deinem Bruder etwas geschehen sein.“

„Wer weiß, ob mein Bruder dir noch gefällt, wenn er kommt. Hast doch deine eigenen Brüder nicht mehr erkannt.“

„Du Hexe!“ Selbst von ihrer besten Freundin ließ Käthe sich ungern an diese Tatsache erinnern, obwohl sie zu ihrer Entschuldigung sagen konnte, dass sie noch ein kleines Mädchen gewesen war, als Heiner die Stadt verlassen hatte und dass Jakob in Schwabach gelernt hatte, da die Nürnberger Zunft der Weißgerber damals keinen Lehrling gebraucht hatte – ein einundzwanzigjähriger Mann sah nun einmal anders aus als ein dreizehnjähriger Bub. Lorenz Weidner war dagegen gerade einmal die vorgeschriebenen drei Jahre auf der Walz und schon siebzehn Jahre alt gewesen, als er sie angetreten hatte. Die Wahrscheinlichkeit, dass seine Eltern, Geschwister und Freunde ihn noch erkennen würden, war groß.

Die Mädchen gingen hinaus zum Rochusfriedhof und bekreuzigten sich wie alle anderen, als sie ihn passierten. Dort lagen vor allem an der Pest Verstorbene.  Zwar war Nürnberg in den letzten Jahren von der Pest verschont geblieben, doch was man sich über frühere Epidemien erzählte, war grauenhaft: In fast jeder Familie sollte es Tote gegeben haben; niemand war in der Lage, die Pest zu behandeln und die Seuche breitete sich aus Gründen, die ebenfalls keiner wusste, schnell aus. Es gab Geschichten, dass noch die Geister der Toten die Pest verbreiteten.

Vor dem Friedhofstor standen zwei Mönche, Angehörige verschiedener Orden und ein Gaukler, der eine Trommel umgehängt hatte. Der Gaukler war allerdings ruhig, während die beiden Geistlichen heftig stritten.

„…seid ein Verkäufer, um nicht zu sagen, ein Halsabschneider und verdient es nicht, Mönch genannt zu werden!“, brüllte der eine, ein relativ großer Mann von etwa 40 Jahren.

„Das soll ich mir von einem Ketzer, einem Anhänger des Wittenberger Schweins, sagen lassen“, gab der andere zurück. „Ihr wisst, wie der Heilige Vater über Eure Sekte, welche sich Orden zu nennen die Frechheit besitzt, denkt.“

 

Die Mädchen hörten nicht lange zu, da sie es eilig hatten. Gretes Vater besaß, wie einige Bürger, ein kleines Feld außerhalb der Mauern, wo er Rüben und anderes Gemüse anbaute. Es begann gerade die Erntezeit und es war heute, da die Mutter mit starken Zahnschmerzen zu Hause saß, Gretes Aufgabe, nachzuschauen, ob schon Rüben reif waren und diese gegebenenfalls auszumachen. Käthe hatte ihr ihre Hilfe angeboten, nicht nur aus Freundschaft, sondern zum einen, weil man sich auf dem Weg und bei der Arbeit gut unterhalten konnte, zum anderen, da es durchaus auch sein konnte, dass die Familie Erlbacher Hilfe brauchte.

„Weißt du, über was die Mönche gestritten haben?“, fragte Grete.

„Ich hab es auch nur teilweise gehört. Der eine ist auf jeden Fall Augustiner. Das erkennt man an seiner Kutte.“

„Was du alles weißt!“

„Die Augustiner sind ja fast unsere Nachbarn. Ich glaube, es geht wieder um den Doktor Luthern.“

„Den Mann, den sie den Erzketzer nennen?“

„Oder ‚Wittenberger Schwein‘, wie du vielleicht auch gehört hast. Er ist oder war jedenfalls Augustiner.“

„Ich weiß nur, dass mein Vater oft erzählt, dass früher sehr viel mehr Ablassprediger in Nürnberg gesprochen haben und dass der Luther und einige andere dagegen waren.“

 

Die Mädchen betraten den Weidnerschen Garten, jäteten Unkraut, gossen Wasser aus der Zisterne auf die Pflanzen, sahen nach den Rüben und vergaßen das Gespräch der beiden Mönche.

„Spätestens morgen, was denkst du?“, fand Grete.

„Morgen kann ich dir nicht helfen, weil ich morgen auf unserem eigenen Feld arbeiten muss.“

„Also heute noch. Der Vater ist im Geschäft, die Mama krank, der Lenz auf der Walz, die Ursel in anderen Umständen und die Gunda noch zu klein für solche Arbeiten.“ Sie schaute auf die Kirchturmuhr. „Heute nach dem Mittagessen?“

„Ich komme zu dir.“

 

Gemeinsam gingen sie zurück in die Stadt, durch das Spittlertor, wo noch immer nichts vom Imhoffzug bekannt war und in die Lederergasse, wo sie sich voneinander verabschiedeten.

Grete machte sich sogleich daran, Kraut und Speck zu schneiden. Sie hatte das Kraut gerade in den Topf geworfen, als die kleine Gunda die Wohnung betrat. Stolz begann sie zu erzählen, was sie in der Schule gelernt hatte.

„Gretel, hörst mir überhaupt zu?“, fragte die Kleine vorwurfsvoll.

„Ja, doch!“

„Ich hab dich gefragt, ob du die Regel von den Dreien kennst.“

„Die lernt ihr jetzt schon?“

„Ja. Aber ich hab sie nicht recht verstanden.“

„Hör zu, ich kann dir erst heute Abend weiterhelfen. Ich muss jetzt kochen und hernach aufs Feld. Wenn ich wieder da bin, ist auch der Vater wieder daheim.“

„Meinst, die Mama kann…“

„Die Mama ist krank und hat solche Sachen nie gelernt. – Setz dich, wir essen gleich.“

Wenig später trat Gretes Vater, der Schuhmachermeister Lorenz Weidner, gemeinsam mit seinem Lehrbuben Andreas in die Wohnung. Er fragte Grete, ob es Neues vom Feld gebe.

„Heute Nachmittag gehen wir Rüben ausmachen, weil die Käthe morgen nicht kann.“

„Danke Gott für eine Freundin wie sie es ist, gerade in solchen Zeiten. – Übrigens: Ich habe gehört, der Imhoffzug ist angekündigt worden. Sicher weiß ich’s nicht.“

„Er trägt Trauer, heißt es“, kommentierte Andreas.

„Warum das?“, wollte Grete wissen.

„Ich weiß es nicht. Ich habe es auch nur gehört.“

„Wenn der Zug wirklich heute kommt, weiß es bis morgen ganz Nürnberg, auf jeden Fall die Ursel und der Thomas“, mischte sich Gretes Vater wieder ein.

„Das ist anzunehmen. Zu schmieden wird es auf jeden Fall etwas geben.“

„Und jetzt gibt es bei uns etwas zu essen.“

 

Grete erzählte Käthe sofort die Neuigkeit, als die Mädchen wieder zum Garten gingen, diesmal mit einem Leiterwagen.

„Dass der Torwächter nichts weiß. Sind sie nicht über Augsburg gekommen?“, wunderte diese sich.

„Ich hab’s auch nur gehört. Und es heißt, der Zug trägt Trauer. Ich hoffe nur, es ist nicht der Seppel!“

„Es muss überhaupt nicht stimmen, dass der Zug Trauer trägt. Du weißt ja, wie schnell solche Geschichten sich verbreiten. Pass auf, bis zum Ende der Woche ist der Zug hier und bis zum Ende des Monats der Seppel Hauptmann und ihr beide verlobt.“

 

Da es auch am Abend nur Gerüchte gab, ging Grete nach dem Abendessen noch zu ihrer Schwester. Obwohl es schon fast dunkel war, hörte sie noch das Hämmern in der Schmiede, was dafür sprach, dass ein Großauftrag gekommen war. Sie klopfte und hoffte, dass irgendjemand reagierte. Tatsächlich schwieg der Hammer bald und Grete stand ihrem Schwager Thomas Gebauer gegenüber. Der Meister war fast vier Ellen groß und selbst für einen Schmied kräftig gebaut. Durch die Türen im Hause Weidner konnte er nur gebeugt und leicht seitwärts gedreht gehen und Ursels Röcke passten ihm als Ärmel – dabei war Gretes ältere Schwester für eine Frau keineswegs klein oder zierlich. Doch so gewaltig seine Statur, so gutmütig war sein Wesen.

„Herzlich willkommen, Schwägerin!“ Vorsichtig drückte er Gretes Hand. „Die Ursel ist hinten in der Stube, es geht ihr soweit gut.“

„Grüß dich Gott, Thomas! Weißt du, ob der Imhoffzug angekommen ist? Und stimmt es, dass er Trauer trägt?“

„Angekommen ist er, und was du siehst und hörst, hat damit zu tun. Und sie sind von Raubrittern überfallen worden.“

„Wie? Und gibt es Tote?“

„Ja. Herr Christoph selbst wurde von diesen gottverdammten“ Er bekreuzigte sich, „Kreaturen getötet.“

„Und Se... sonst?“ Grete wurde weiß im Gesicht.

„Der Sepp war heute, vor zwei Stunden, noch recht lebendig, wie er die Waffen zum Richten hierher gebracht hat.“ Er grinste trotz der ernsten Situation. „Ich weiß Bescheid, die Ursel auch und eure Eltern sicher auch. Und ich muss sagen, du hast keinen schlechten Geschmack. Ich könnte mir, weiß der Himmel, einen schlechteren Onkel für meine Kinder vorstellen. Jetzt aber komm herein! – Ursel, deine Schwester ist da!“

Die Angesprochene hatte das längst gehört und umarmte Grete.   

„Wie geht es dir? Und wie geht es meiner Nichte oder meinem Neffen?“

„Alles steht gut. Doch komm in die Stube. Mir scheint, du hast etwas ganz anderes auf dem Herzen.“

Grete erzählte ihrer Schwester, was sie gehört hatte.

„Nun, der Thomas weiß gewiss mehr als ich – ich hab es ja nur von ihm gehört. Es heißt, sie sind durch das Königstor gekommen. Frag mich nicht, warum!“

 

 

Dieselbe Frage stellte ein Stadtknecht dem Wachtmeister Josef Ganser, einem der Unteroffiziere der Feldknechte der Familie Imhoff.

„Ich habe Euch gesagt, ich weiß es nicht. Herr Christoph wünschte, den Weg über Ingolstadt zu nehmen.“

„Nun denn, Euch wird es wohl bald einfallen. In den Lochgefängnissen werden sie Wege finden, Euch daran zu erinnern. – Packt euch diesen Kerl!“

„Herr, ich bitte Euch…“

„Was gibt es da zu bitten? Ihr wurdet auf einem Weg, von dem niemand wusste, überfallen, Euer Herr ist tot, Ihr selbst nur leicht verletzt. Zudem wurde wertvoller Goldschmuck bei Euren Sachen gefunden. Wollt Ihr mir vielleicht erzählen, Ihr hätten den von Eurem Sold gekauft?“

„Ich schwöre bei Gott dem Allmächtigen, ich habe den Schmuck als Geschenk für meine Braut gekauft…“

„Gebt ihm zehn Peitschenhiebe!“, befahl der Hauptmann der Stadtknechte, „für die freche Gotteslästerung. Und dann packt ihn. – Josef Ganser, wenn es nach mir ginge, würdet Ihr heute Abend noch hängen.“

„Es geht aber nicht nach Euch. Niemand wird in Nürnberg gehängt, es wäre nicht vom Halsgericht beschlossen und vom Inneren Rat bestätigt. Und niemand lässt einen Nürnberger Bürger grundlos verprügeln wie einen Esel.“

„Das werde ich Euch gleich zeigen, verfluchte Kreatur, die mit Raubrittern gemeinsame Sache macht. Auf!“

Die Stadtknechte hoben die Peitschen und ließen sie auf Josef Ganser niedersausen, der sich Mühe gab, sich nichts anmerken zu lassen. Anschließend schleppten sie ihn ins Lochgefängnis.

 

Schon am nächsten Morgen tagte das Halsgericht, das über Leben und Tod des Josef Ganser zu entscheiden hatte. Vor zwölf Ratsherren und einem Doktor der Rechte als Konsulent hatte der Angeklagte seine Version der Geschehnisse zu wiederholen: Der Anführer des Kaufmannszuges, Herr Christoph Imhoff, habe bereits an der Porta Claudia, unmittelbar nach dem Alpenübergang, beschlossen, die Reiseroute zu ändern und statt über Augsburg über München und Ingolstadt zu reisen. In der Universitätsstadt habe Herr Imhoff einige Bücher erworben und wohl auch mit einigen Professoren gesprochen.

Zwei Tage später, in der Nähe von Allersberg, sei der Zug angegriffen worden. Die Raubritter hätten gezielt den Wagen des Herren gesucht und diesen ermordet. Ein großer Teil der Schätze sei ebenfalls gestohlen worden.

„Und Ihr mögt wem auch immer erzählen, Ganser, dass es Raubritter gibt, die einen reichen Patrizier – diese Hunde kennen die Nürnberger Wappen gar wohl – gleich tötet, statt ihn gefangen zu nehmen, um ein Lösegeld zu erpressen, zudem Bücher stiehlt und wertvollen Schmuck unbeachtet lässt. Nur verlangt nicht, dass wir Euch das glauben.“

„Ich schwöre, es ist wahr. Vielleicht muss ich mir vorwerfen lassen, meine Männer falsch instruiert zu haben. Vielleicht verdiene ich eine Degradierung, aber ich habe nichts mit Raubrittern zu tun.“

„Würdet Ihr das unter der peinlichen Befragung wiederholen?“

„Gnädiger Herr, es ist wahr. Und sagt selbst, glaubt Ihr, ein Kumpan von Raubrittern reitet nach einem Überfall, welcher so sehr nach Kumpanei aussieht, noch nach Nürnberg?“

„So, welchen Grund hattet Ihr, zurückzukehren?“

„Gnädiger Herr, zum einen ist es meine Pflicht. Der Herr Hans Imhoff ist mein Herr, dem ich Treue geschworen habe. Zum anderen beabsichtige ich, mich zu verloben.“

„Und solches mag ja kosten, oder was meint Ihr, Ganser? Vielleicht war es Eure einzige Möglichkeit, dem Vater Eurer Braut zu zeigen, dass Ihr Vermögen habt?“

„Der Meister Weidner kennt wohl meine Verhältnisse.“

„Der Meister Weidner. Ihr wagt es, einen angesehenen Handwerker als Komplizen zu benennen?“

„Gnädige Herren, ich muss doch bitten“, mischte sich erstmals der Konsulent, Doktor Sebald Nützel, ein. „Die Behauptung dieses Mannes scheint mir wert, zumindest überprüft zu werden.“

„Und Ihr beratet, doch wir entscheiden, Herr Doktor. Und wir können die peinliche Befragung anordnen.“

„Aber Ihr entscheidet nicht nach Eurem Gutdünken, sondern nach den Gesetzen Gottes, des Reiches und der Stadt. Und nach gutem Brauch wie nach geschriebenem Nürnberger Recht darf die peinliche Befragung nur angeordnet werden, wenn das Gericht von der Schuld des Angeklagten überzeugt ist – und nun hört gut zu – nachdem es alle Angaben zur Tat, insbesondere alles, was dem Angeklagten zum Vorteil gereichen könnte, auf das Gründlichste untersucht hat. Dieses also haben wir zu tun.“

„Und was glaubt Ihr, was zu untersuchen ist?“, fragte der Vorsitzende, der Ratsherr Sebastian von Tucher.

„Zunächst: Dass ein Mann, welcher zu heiraten beabsichtigt, mehr Geld als gewöhnlich für Brautschmuck ausgibt, zumal, wenn er die Möglichkeit hat, solchen Schmuck in einer Stadt wie Venedig, allwo es ganz andere Dinge zu kaufen gibt als in Nürnberg, zu erstehen, erscheint mir plausibel. Des Weiteren erscheint es mir nicht wahrscheinlicher, dass ein mit Raubrittern verbündeter Kommandant der Feldknechte den Herrn eines Kaufmannszug ermorden lässt, um sodann seinen Weg fortzusetzen, als dass Raubritter einen Mann töten, den sie ebenso gut als Geisel nehmen könnten.“

„Und wenn der Herr Imhoff bemerkt hat, dass sein Kommandant nicht gekämpft hat?“

„Fürwahr, das glaube ich nicht. Ein Soldat, welcher in der Lage ist, solches zu planen, vermag auch, sich im Kampf so zu verhalten, dass ein Zivilist nicht erkennt, ob er ernsthaft kämpft.“

„Und was schlagt Ihr vor zu tun?“

„Ich beantrage, die Braut des Josef Ganser und ihren Vater zu befragen, zudem die anderen Knechte, die den Imhoffzug bewacht haben.“

„Nun denn, wir ziehen uns zur Beratung zurück.“

 

Als die Schöffen zurückkamen, gaben sie dem Antrag des Konsulenten statt. Dieser bat zudem um die Erlaubnis, mit dem Angeklagten persönlich zu reden.

 

„Ganser, ich schwöre Euch, nichts weiterzusagen“, begann er, als er dies ausführte. „Wisst Ihr wirklich nicht, warum Euer Herr den Weg wählte, den er wählte?“

„Nein, Doktor Nützel. Ich wusste bis vor wenigen Tagen nicht einmal, dass Ingolstadt eine bedeutende Universitätsstadt ist.“

„Und Ihr wolltet tatsächlich die Tochter des Schusters Weidner heiraten? Wissen Eure Braut und ihr Vater von ihrem Glück?“

„Die Grete weiß es und ihr Vater ahnt es sicherlich.“

„Nun denn, das lässt sich am einfachsten herausfinden.“

„Ich danke Euch, Doktor. – Und wenn Ihr zur Greten geht, dann sagt Ihr bitte, dass ich sie sehr liebe.“

„Das werde ich tun.“

 

Dr. Sebald Nützel hatte seinen Verdacht, was Herr Imhoff in Ingolstadt zu suchen hatte.–  In Ingolstadt? – Während der Knecht sein Pferd sattelte, fiel dem Rechtsgelehrten ein, dass es derzeit durchaus einen Grund geben konnte, warum ein Kaufmann, der dorthin reiste, ermordet wurde.

Er musste nach dem Gespräch mit Vater und Tochter Weidner, wovon er sich eigentlich nur die Bestätigung der geplanten Verlobung erwartete, mit Leuten in Kontakt treten, die den Verstorbenen gut genug kannten, um zu wissen, was er an der berühmten bairischen Universität gewollt haben könnte.

 

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