Hoher Senior,

liebe Bundesschwestern und Bundesbrüder,

verehrte Damen und Herren,

 

wir feiern heute das Vereinsfest zu Ehren unseres Verbandspatrons Thomas von Aquin, dessen Gedenken die Kirche am vergangenen Mittwoch begangen hat. Er steht vor allem für das Scientia-Prinzip, denn er war einer der bedeutendsten Theologen der Kirchengeschichte. Die Kirche und das Buch in seinen Händen weisen darauf hin. Nicht nur auf diesem Bild sieht es so aus, als ob er weltlichen Genüssen nicht abgeneigt gewesen wäre – Gerüchten zufolge hat dies nicht zu seiner Wahl zum Verbandspatron beigetragen.

Wer aber war Thomas wirklich? Er wurde als Sohn adeliger Eltern 1225 im Schloss Roccasecca bei Neapel geboren. Schon mit fünf Jahren wurde er von seinen Eltern als puer oblatus, d.h. mit dem Ziel, Mönch zu werden, in das bedeutende Benediktinerkloster Montecassino geschickt. Von 1239 bis 1244 leistete er das Studium Generale, eine Art gymnasiale Ausbildung, in Neapel ab. An deren Ende entschloss er sich, dem Dominikanerorden beizutreten.

 

Dieser Orden war damals neu gegründet worden – päpstlich bestätigt im Jahr 1215, also gerade eine Generation bevor Thomas ihm beitrat – und hatte sich vor allem der Priesterausbildung verschrieben. Es waren damals Ketzerbewegungen stark geworden, etwa die Katharer, die glaubten, Gott habe nur die geistige Welt erschaffen, alles Materielle sei dagegen böse. Dominikus sah, dass viele Priester zu wenig über die Bibel und die Tradition der Kirche wussten, um gegen die Ketzer argumentieren zu können. Im Gegensatz zum späteren schlechten Ruf seines Ordens, dem die übelsten Inquisitoren und Henker der Kirchengeschichte angehörten, setzte Dominikus auf Überzeugungskraft, nicht auf Gewalt.

Den jungen Thomas faszinierte so wie viele andere der Gedanke: „Wir haben die besseren Argumente, wir müssen damit überzeugen können.“

Seine Eltern waren gegen diesen Schritt Thomas‘, da sie wollten, dass er Abt und nicht Mitglied eines Bettelordens würde.

 

Ein Jahr später begann Thomas das Theologiestudium in Paris, unter anderem bei Albertus Magnus, mit heutigen Begriffen seinem Doktorvater. Diesen begleitete er von 1248 bis 1252 als Assistent nach Köln.

Danach kehrte Thomas nach Paris zurück, wo er als Sentenzenbaccalaureus, eine Art nicht vollberechtigter Dozent, und ab 1256 als Magister, d.h. als Professor, lehrte.

Von 1259 bis 1268 war er an verschiedenen italienischen Hochschulen, darunter Rom und Orvieto, von 1268 bis 1271 wieder in Paris und schließlich bis 1274 in Neapel tätig. Er starb 1274 auf dem Konzil von Lyon.

 

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