Religionswechsel

 Eine Zeitungsmeldung:  Der in Ägypten lebende deutsche Korrespondent Christian Allermann trat heut, am Tag des Fastenbrechens, in der Al-Azhar-Moschee zum Islam über. Im Beisein des obersten Muftis der Moschee sprach er die Schahadda, das islamische Glaubensbekenntnis.

 

 Man kann sich fragen, warum so etwas in der Zeitung stehen muss. Interessanter wird es freilich, wenn man weiter liest:

 „Der Apostolische Administrator von Alexandria rief die Christen in Ägypten zur Besonnenheit auf, nannte die Anwesenheit des obersten Mufti der Al-Azhar-Moschee, eines der höchsten Repräsentanten des Islam, bei der Zeremonie aber eine Provokation und Störung des christlich-islamischen Dialogs. Er hoffe, so der Administrator, dass Attentate des Opus Dei ausblieben.“

 

 Das klingt unglaublich. Selbst der größte Gegner des Opus Dei würde so etwas nicht für möglich halten. Natürlich würden (mit Ausnahme von PI-News und anderen extremen Außenseitern) sämtliche europäischen Medien betonen, dass Attentate allein aus dem Grund, weil jemand einer anderen Religion beitritt, ein Skandal seien.

 

 Aber seien wir ehrlich: Wer rechnet ernsthaft mit Attentaten aus diesem Grund?

 Natürlich niemand. Selbstverständlich ist der Fall Allermann erfunden. Wirklich passiert ist vielmehr etwas anderes: Magdi Allam, ein in Ägypten geborener Journalist, wurde in der Osternacht vom Papst persönlich getauft. Moslemische Organisationen in Italien haben ähnlich reagiert, wie im fiktiven Beispiel der Apostolische Administrator von Alexandria: Sie haben ihre Glaubensbrüder zur Besonnenheit aufgerufen, aber die Taufe als Provokation gewertet.

 

 In Deutschland sprach man ebenfalls von „Provokation“, von einem ungeschickten Schritt des Papstes.

 Warum? Weil er selbst einem Mann assistierte, der sein gutes Recht wahrnahm, seine Religion zu wechseln?

 Weil im Islam der Abfall vom Islam ein todeswürdiges Verbrechen ist?

 Seit wann ist denn in Italien oder generell in Europa islamisches Recht maßgeblich? Gibt es nicht genug Beispiele von Menschen, die vom Christentum zum Islam konvertiert sind? Warum sind diese keine Provokation im interreligiösen Dialog?

 

 Es ist verständlich, dass Moslems es nicht gut finden, wenn ein prominenter Glaubensbruder zum Christentum übertritt. Dennoch muss außerhalb jeder Diskussion stehen, dass es das gute Recht jedes Menschen ist, die Religion zu wechseln. Wenn Moslems damit Probleme haben, dann sind – bei allem Verständnis für andere Kulturen - sie das Problem. Mögen sie glauben, dass Allam nun in die Hölle kommt: Das zu entscheiden ist Gottes Sache.

 Wenn jemand aber die Religionsfreiheit in Frage stellt, kann es nur eine Antwort geben: Derjenige ist nicht dialogfähig und sollte auch selbst keine Religionsfreiheit genießen.

 

Zurück