Dalliard: Ich
konnte nicht mehr Priester sein
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In
einem
im CLV-Verlag erschienenen Buch mit diesem Titel
schreibt der ehemalige katholische Priester Gregor
Dalliard, warum er aus der katholischen Kirche
exkommuniziert wurde und welche katholischen Lehren er
ablehnt. Da ich oft erlebt habe, dass dieses Buch in
evangelikalen Kreisen als Zeugnis gegen die
katholische Kirche gewertet wird, habe ich mich
entschlossen, einige seiner Aussagen zu kommentieren. |
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Es
geht
mir nicht darum, Dalliards persönliche
Glaubensentscheidung zu diskutieren. Dies ist eine
Sache zwischen ihm und dem Herrn. Jedoch sind manche
seiner Argumente fragwürdig. Katholische Leser dieser
Seite sollen Argumente gegen ungerechte Angriffe gegen
die Kirche geliefert bekommen, evangelische und
andersgläubige den katholischen Standpunkt besser
verstehen lernen. |
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Marienverehrung
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Dalliard
gibt
als einen der Gründe für seinen Bruch mit der
katholischen Kirche die Marienverehrung, die seiner
Meinung nach unchristlich ist, an. Ich will hier nicht
grundsätzlich über die katholische Marienverehrung
eingehen, sondern Dalliards Vorwürfe kritisch prüfen: |
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Die
Zitate
stammen aus einer Predigt Dalliards am 15. August 1988
zum Fest Mariä Aufnahme in den Himmel[1] in seiner damaligen
Pfarrei in Gräschen im Schweizer Kanton Wallis, in der
er auch Bezug auf Vorwürfe aus einer dort verteilten
Broschüre „Warum weint Maria?[2]“
Bezug nahm. |
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Zitate
aus
Dalliards Schrift sind rot, meine eigenen Kommentare
schwarz, andere Quellen blau wiedergegeben. |
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Seitenangaben
bei
Zitaten
von
Dalliard
beziehen
sich
auf folgende Ausgabe: |
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Dalliard,
Gregor:
Ich
konnte
nicht
mehr
Priester
sein, Bielefeld: CLV 1988. |
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1.) Das Marienbild der katholischen Kirche entspricht der babylonischen Gottkönigin Semiramis |
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Dalliard
behauptet: |
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Die Heilige Schrift lässt uns den Kampf Marias zwischen der jüdischen Synagoge auf der einen und der Entscheidung für Jesus auf der anderen Seite erkennen. Maria ist mir gerade darin ein unentbehrliches, leuchtendes Beispiel geworden. Wie sollte ich nur den Gottesdienstbesuchern aufzeigen, wie beispielhaft und nachahmenswert Maria, die Mutter Jesu, handelte, wie verehrungswürdig sie ist nach dem biblischen Wort: »Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter« (Lukas 1,48)? Wie konnte ich ihnen aber auch die verabscheuenswürdige Anbetungspraxis in der katholischen Kirche aufzeigen, die in Wirklichkeit den antiken Himmelsgöttinnen und deren Söhnen gilt? (S. 17f) |
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Zu Hause angelangt[3], erwartete mich die
Sekretärin mit einigen Broschüren »Warum weint Maria?«
Diese Broschüren hatten uns unbekannte Leute im Dorf
verteilt. Der Inhalt löste im Dorf Fragen aus. Einige
Leute erkundigten sich per Telefon, was man wohl davon
halten sollte. |
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Kurzerhand entschloss ich mich, darüber
zu predigen.Im Beichtstuhl durchstreifte ich den Text
und erkannte, dass dieser wohl weitgehend auf
geschichtlichen Tatsachen beruht. Mit einigen Notizen
aus die-sem Büchlein und mit Schrifttexten hielt ich
dann ziemlich spontan die Mariä-Himmelfahrts-Predigt.
(18) |
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In
dieser Predigt sagte er dann: |
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In dieser Broschüre wird uns aufgezeigt
und geschichtlich fundiert, dass es sich bei der Frau,
die viele unwissentlich verehren, nicht um Maria
handelt. Es wird hier geschichtlich aufgezeigt – und
das stimmt auch – wie damals in Babylon, Babylonien,
eine satanische »Jungfrau« namens Semiramis die Macht
an sich gerissen und sich immer mehr Völkerstämme
unterworfen hat: Diese Semiramis war eine tolle Frau
und stark; sie war voller Lust und Abenteuer, voller
Unzucht und Bosheit; sie war grausam, denn sie hatte
Freude daran, Menschen zu Tode zu quälen. Semiramis
war verheiratet mit Nimrod. Er war sowohl ihr Sohn wie
auch ihr Mann. Nimrod starb frühzeitig. Semiramis
verlangte vom Volk göttliche Ehre für ihren Sohn und
Mann. So wurde dem Sohn göttliche Ehre zuteil und ihr,
der Mutter, wurde eben der Name Gottesmutter gegeben.
Als sie starb, war ganz Babylon, das heutige Arabien
und all diese Gebiete, ihr unterworfen und die
Menschen waren so |
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eingeschüchtert,
dass
sie
überall
diese
Frau
verehrten–
und zwar mit Zittern und Schrecken, denn sie hatten
die Grausamkeit erlebt. Der Kult dieser Gottesmutter
Semiramis breitete sich von dort über die ganze Welt
aus. So hatten auch bald die Germanen eine ähnliche
Gottheit wie Semiramis. Ebenso die Menschen anderer
Völker. (S. 20) |
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Fakt
ist:
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a)
Semiramis war eine babylonische Königin. Dass sie
jemals als Göttin verehrt wurde, ist unsicher
(allerdings nicht auszuschließen). |
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dazu: |
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Digitale
Bibliothek,
Lexikon der Antike: Semiramis:
griech. Name der in assyr. Keilschrifttexten bezeugten
Königin Schammuramat, der aus Babylonien stammenden
Frau des Königs Schamschiadad V. von Assyrien. Sie
führte für ihren noch minderjährigen Sohn Adadnirari
III. (809-782 v. u. Z.) die Regentschaft, als
Schamschiadad früh verstarb. Die griech. Sage,
überliefert bei Herodot und Ktesias, hat sie in
Zusammenhang mit den »Hängenden Gärten« in Babylon
gebracht, einer Dachgartenkonstruktion über Gewölben,
die als eines der Sieben Weltwunder galt. Die Anlage
stammt jedoch erst aus der Zeit des Nebukadnezar II.
von Babylon (Anfang 6. Jh.
v. u.Z.). Kg |
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Kommentar: | |
Danach wären Homer und Hesiod Zeitgenossen der
Semiramis gewesen; bei ihnen finden sich aber schon
Aphrodite und Eros als Götter. |
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b) Eine germanische Muttergottheit, die
zusammen mit ihrem Sohn verehrt wird, ist unbekannt.
Auch bestand kein Kontakt zwischen den Germanen (die
erst ab dem 1. Jahrhundert vor Christus an Bedeutung
gewannen) und den Babyloniern (deren letztes Reich
unter Nebukadnezar im 5. Jahrhundert vor Christus von
den Persern besiegt worden war.) |
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c) Nimrod wird in Gen (1 Mos) 10, 9-10 als
Sohn des Kusch, Enkel des Ham und Urenkel des Noah,
als mächtiger König, zu dessen Reich u.a. Babel und
Akkad gehörten und tüchtiger Jäger erwähnt. Abgesehen
davon, dass es historisch eher unwahrscheinlich ist,
dass Babylon und Akkad jemals ein Reich bildeten und
die Stelle eher symbolisch zu verstehen sein dürfte,
wird im Buch Genesis nichts von einer Semiramis als
Gattin und / oder Mutter des Nimrod, in den
außerbiblischen Quellen dagegen nichts von einem
Nimrod erwähnt. Dalliard selbst bleibt seine Quellen
leider schuldig. |
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2.) Die Artemis von Ephesos entspricht der Muttergottheit; auch sie ist eine Quelle für die katholische Marienverehrung: |
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Dalliard; |
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In vielen Ländern war die Muttergottheit
das größte, weil die Frau die Gebärende ist, und so
hatte man |
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eine nähere Beziehung zu diesem Wesen. |
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Kommentar:
Das ist
richtig. |
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Wir wollen einmal kurz eine Geschichte
hören, als der Apostel Paulus nach Ephesus kam – das
ist eine |
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Stadt in der heutigen Türkei – denn diese
Stadt war ein Wallfahrtsort der Artemis, ähnlich der
Semiramis Paulus betrat nun diese Stadt und
verkündete, welch einer Irrlehre sie da anhingen, dass
eben diese Artemis eine satanische Frau sei und dass
Christus gekommen wäre, um die Menschen auf der ganzen
Welt von dieser Muttergottheit zu befreien. |
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Wir lesen im Kapitel 19 der
Apostelgeschichte, was in Ephesus geschehen ist; und
es ist ganz interessant, wie gebunden die Menschen
dort waren. Es heißt dort: »In den nächsten drei
Monaten ging Paulus regelmäßig in die Synagoge.« Er
war ja selbst Jude und wollte dort die Juden zum
Christentum bekehren. »Dort verkündigte er ohne Scheu,
dass Gott durch Jesus Christus seine Herrschaft
aufrichtet, setzte sich mit den Einwänden der Zuhörer
auseinander und suchte sie zu überzeugen. Aber einige
der Juden verschlossen sich der Botschaft; sie wollten
sich nicht überzeugen lassen. (20f) |
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In dieser Zeit kam es wegen der neuen
Lehre (wegen Jesus) zu schweren Unruhen in Ephesus. Es
gab dort nämlich einen Silberschmied namens Demetrius,
der silberne Nachbildungen vom Tempel der Göttin
Artemis verkaufte; (...) Dieser Demetrius rief alle,
die in diesem Gewerbe tätig waren, zusammen und
sagte:»Männer, ihr wisst, unser ganzer Wohlstand hängt
davon ab, dass wir diese Nachbildungen herstellen. Und
ihr werdet erfahren haben, dass dieser Paulus den
Leuten einredet: Götter, die man mit Händen macht,
sind ja gar keine Götter. Er hat mit seinen Reden
nicht nur hier in Ephesus Erfolg, sondern fast überall
in der Provinz Asien. Deshalb besteht die Gefahr, dass
er nicht nur unseren Handel in Verruf bringt.
(...) Stellt euch vor, dass die Göttin selbst in
Vergessenheit gerät, die heute überall in unserer
Provinz und in der ganzen Welt verehrt wird!« Als die
Männer das hörten, wurden sie wütend auf Paulus und
riefen: »Groß ist die Artemis (Muttergottes) von
Ephesus!« Die Unruhe breitete sich in der ganzen Stadt aus. |
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Kommentar:
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a)
Richtig ist, dass es in Ephesus ein berühmtes
Heiligtum der Artemis gab (eines der sieben
Weltwunder) und dass diese Artemis, anders als im
klassischen Griechenland, als Muttergottheit verehrt
wurde. (vgl. Bild, Quelle www.turkishodyssey.com) |
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b)
Es lohnt sich tatsächlich, wie Dalliard meint, Kap. 19
der Apostelgeschichte zu lesen: Paulus predigte zuerst
zu Juden, von denen in Apg 19, 9 einige als
„verstockt“ geschildert wurden. Juden waren wohl kaum
Anhänger der Artemis, vielmehr ging es hier – ganz
klassisch – um den Messiasanspruch Jesu. |
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c)
Paulus bekämpfte, wie in Apg 19, 26 beschrieben, nicht
den Glauben an die Muttergottheit, sondern die
heidnischen Götter insgesamt. |
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d)
Artemis wird, anders als Dalliard behauptet, weder vom
Silberschmied Demetrios, der den Aufstand gegen Paulus
anzettelte, noch vom Verfasser der Apostelgeschichte
als „Mutter Gottes“ oder „Mutter“ bezeichnet. |
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3.) Das Konzil von Ephesus begründete die Marienverehrung |
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Dalliard: |
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(zitiert
hier
Rottmann: ...und werden den Lehren der Dämonen
anhangen, Schulte+Gerth) |
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In Ephesus gab es nach diesem Ereignis
ein klar getrenntes Nebeneinander von Heidentum und
Christentum«1 – nachdem die ersten Christen in der
Stadt waren – »bis der römische Kaiser Theodosius I.«2 – und das ist
für uns Katholiken sehr wichtig – »im Jahre 391 das
Christentum zur Staatsreligion erhob und alle
heidnischen Kulte verbot.« 3 Bis dahin
hatten die Kaiser die Christen grausam verfolgt, wie
wir das sicher alle wissen. Aber da das Römische Reich
immer christlicher wurde, trotz der grausamen
Verfolgungen, kam der Thron in Rom ins Schwanken und
Theodosius entschied sich eines Besseren …(S. 23) |
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Fakt: |
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Bereits
Kaiser
Konstantin ließ das Christentum 313 zu (Mailänder
Toleranzedikt)[4] Recht hat Dalliard allerdings mit
der Aussage, dass die Kaiser weniger durch religiöse
Überzeugung als durch Notwendigkeit geleitet wurden. |
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Dalliard: |
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»Aber nur 40 Jahre später, im Jahre
431,brachte das Konzil von Ephesus eine entscheidende
Wende. Zwar wurde die Anbetung der Artemis nicht
wieder erlaubt, aber die christliche Kirche
bezeichnete Maria [nicht mehr als Mutter Jesu, sondern
als jene, die Gott geboren hatte] als Gottesgebärerin
und begann sie gleichzeitig als Gottesmutter zu
verehren.« Damit wurde Maria entwürdigt und
zu einer Göttin gemacht, die sie nie war und nie sein
wollte. Nun hatten die Epheser wieder ihre Göttin,
einen Ersatz für die Artemis, denn unzählige Heiden
strömten zur Zeit des Theodosius in die christlichen
Gemeinden ein und nahmen ihren Götterglauben mit, den
sie im Herzen trugen. Maria wurde nun Gottesmutter,
Himmelskönigin, jene Frau, die früher eben die Artemis
war, die Semiramis. . (S. 24) |
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Fakt: |
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Besagtes
Konzil
fand
zwar
in
Ephesus
statt.
Weder jedoch wurde der Begriff „Gottesgebärerin“ dort
geprägt – vielmehr waren es vor allem die
Alexandriner, die dies vertraten -, noch die Frage
dort endgültig entschieden. Dalliard überschätzt hier
die Rolle des Kults von Ephesus gewaltig – und als
Theologe müsste er es besser wissen. |
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Ferner
war
die
Bezeichnung
„Gottesgebärerin“
zwar
Ausgangspunkt,
nicht aber Dogma von Ephesus. Es ging dort vielmehr
darum, ob man die göttliche Natur und die menschliche
Natur Christi trennen kann. Maria ist daher insofern
Gottes Mutter, wie Christus wahrer Gott ist. |
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Kommentar:
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Der
Glaube an eine Muttergottheit war weit verbreitet und
dürfte beim Aufkommen der Marienverehrung eine Rolle
gespielt haben. Das Dogma von Ephesus und Chalkedon
bezieht sich jedoch darauf, dass die göttliche Natur
Christi nicht von der menschlichen getrennt werden
kann – und hat somit nur am Rande mit Maria zu tun. |
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4.) Paulus wendet sich direkt gegen den Glauben an die Muttergöttin als Mittler |
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Dalliard: |
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Paulus hat dann an Timotheus zwei Briefe
geschrieben – nach Ephesus – und dort lesen wir, wie
Paulus Timotheus mahnt, treu zu bleiben (Erg.: Sonst:) Sie werden das
Heil nicht mehr finden, denn sie werden von der
uralten Muttergottheit geknechtet sein. |
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Und er (Paulus) schreibt an einer anderen
Stelle: Wenn jemand andere Mittler kennt zwischen Gott
und den Menschen außer Jesus Christus und das Wort
anders deutet, die Menschen anders lehrt, als wie Gott
gelehrt hat – er sei verflucht! (vgl.
Galater 1,8).(S. 25) |
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Fakt: |
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Tatsächlich
bezeichnet
Paulus im 1. Timotheusbrief[5]
Christus als „einzigen Mittler“. Sollte allerdings,
wie Dalliard behauptet, die Auseinandersetzung mit der
„Muttergöttin“ das Hauptproblem gewesen sein, ist
verwunderlich, dass in einem Brief an den Leiter der
Gemeinde von Ephesus nicht mehr davon steht. |
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Im
Galaterbrief heißt es an der zitierten Stelle: : |
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̉
αλλὰ καὶ ΄ημει̃ς̉ ὴ̉ άγγελος̉ ̉εξ
ο̉υρανου̃ ε̉υαγγελίζηται ΄υμι̃ν παρ̉ ΄ο
̀ε̉υαγγελισάμεθα ΄υμι̃ν, ̉ανάθεμα ̉έστω |
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(aber
wenn
wir oder ein Engel euch entgegen dem evangelisieren,
was wir euch evangelisiert haben, der sei
ausgeschlossen) Von „anderen Mittlern“ ist dort nicht die
Rede. |
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5.) Marienverehrung führt zu geistlichen Schäden |
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Dalliard: |
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Nun
etwas
ganz Interessantes, was viele Seelsorger auch
feststellen können. Menschen, die nicht die Maria, die
Mutter des Herrn ehren, sondern eine Muttergottes
anbeten, eine Himmelskönigin, bei denen tritt
eigenartiger Weise immer dasselbe Symptom auf: Diese
Menschen finden oft im Glauben keinen |
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Frieden. Es sind sehr oft Menschen, die zwar streng religiös sind, sich aber sexuellen Ausschweifungen hingeben |
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und ganz gebunden an eine mächtige Frau sind. Es sind Menschen, die sich gerne der Unzucht hingeben, aber |
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eben immer wieder von dieser Frau
abhängig sind. Es sind Menschen, die auch dem
Alkoholismus verfallen sind, die oft schwere
Depressionen haben. (...) Es sind Menschen, die oft eine
starke Angst vorJesus haben, die sich auch gegen das
Evangelium, gegen die Heilige Schrift stellen, weil
sie an diese mächtige dämonische Frau gebunden sind.(S: 25 f) |
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Kommentar: |
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Dalliard
behauptet
hier
etwas,
was
erst
bewiesen
werden muss. Sicher gibt es diese Menschen; mit
demselben Recht könnte man aber jeden Priester, der
sich verfehlt hat, oder jeden Fernsehprediger, der
sich bereichert hat – für beides gibt es Beispiele –
als Argument gegen die Christen insgesamt nehmen. |
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Tatsächlich
Recht
haben
dürfte
Dalliard
allerdings
mit
der Aussage, dass Menschen, die Depressionen und Angst
vor Jesus haben, anfällig für Marienverehrung sind.
Ursache ist allerdings nicht der Einfluss einer
heidnischen Gottheit, die es nicht gibt, sondern ein
falsches Gottesbild; Aufgabe eines Seelsorgers ist es,
dieses zu korrigieren – und zwar nicht, indem man
„Sünde!“ und „Götzendienst“ schreit, da dies zu noch
mehr Angst vor Gott führt, sondern indem man dem
Menschen die Botschaft vom befreienden Jesus nahe
bringt. |
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Dalliard: |
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Darum möchte ich alle einladen, ihre
Beziehung zu überprüfen: Danke ich Gott für Maria, die
Mutter des Herrn? Bete ich Gott allein an, aber danke
ihm für das Beispiel Marias? Ist mir Maria ein
lebendiges Beispiel im Glauben, oder bete ich Maria
an, das heißt, bete ich zu einer Himmelskönigin? Hier
trennen sich die
Christen von einem anderen Glauben! (S. 26) |
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Kommentar: |
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Offensichtlich
erkennt
Dalliard
Maria
als
„Mutter
des
Herrn“ an. Als Theologe sollte er aber wissen, dass
der Titel Kúrios (Herr) in der Bibel nur für
Gott gebraucht wird. Er widerspricht sich damit
selbst, wenn er den Titel „Gottesmutter“ als häretisch
ablehnt. |
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Recht
hat
er dagegen mit der Aussage, dass Maria nicht angebetet
werden darf wie Gott. Dies ist aber zutiefst
katholische Lehre (KKK 971), wegen der ihm kein
Bischof Probleme bereiten dürfte. |
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Folgerung |
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Dalliard: |
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Ich
möchte
darum bitten, dass niemand böse auf mich ist, ich sage
nur das, was die Bibel sagt, und die Bibel ist Gottes
Wort. |
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Fakt: |
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Genau
dies tut Dalliard nicht. Wie ich gezeigt habe,
interpretiert er die Bibel in seinem Sinn und
vermischt biblische Zitate mit seinen Auslegungen. |
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Kommentar
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Auch
wenn
er m.E. ein berechtigtes Anliegen verfolgt, wenn er
Praktiken kritisiert, bei denen Maria an die Stelle
Gottes tritt, schüttet er das Kind mit dem Bade aus,
wenn er in allen Arten von marianischer Frömmigkeit
die Verehrung der Muttergöttin sieht. Wenn er sich
zusätzlich falscher Quellen bedient, wird die Sache
erst recht problematisch. |
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Es
sei
daher jeder gewarnt, der Dalliards Aussagen als Fakt
liest: Kritik und Zweifel sind gegenüber diesem Autor
angebracht |
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[1] Die Übersetzung „Mariä Himmelfahrt“ ist falsch und
führt gerade unter ökumenischen Gesichtspunkten zu
Irritationen. Maria ist, anders als Jesus Christus, nicht
aktiv in den Himmel „aufgefahren“, sondern aufgenommen
worden, wie wir das für uns hoffen dürfen.
[2] Obwohl Dalliard es nicht angibt, glaube ich, vor allem wegen der ausführlichen Schilderung der Semiramis-Geschichte, dass es sich dabei um das gleichnamige Traktat des US-amerikanischen fundamentalistischen und antikatholischen Zeichners Jack Chick handelt.
[3] Dalliard befand sich nach eigenen Angaben vorher auf einer ökumenischen Tagung.
[4] vgl. Brox, S. 62
[5] Wenn er selbst der Verfasser der Pastoralbriefe war; die exegetische Diskussion würde hier zu weit führen.